Willkommen bei den „Schotten“!

Dem Lebensort von Mönchen, die einen Ruf Gottes gehört haben, sich von ihm angesprochen wissen und bereit sind, Christus nachzufolgen. Ihre Ordensregel legt ihnen die Frage vor: „Wer ist der Mensch, der Lust hat am Leben, der Tage sich wünscht, um Gutes zu sehen?“ Ihre Antwort: „Ja, Herr, ich bin es, hier bin ich.“

Die Stiftsbibliothek

Unter den ersten Mönchen des Schottenstiftes, den irischen Benediktinern, scheint im Kloster eine kleine Schreibstube existiert zu haben. Bei ihrem Weggang im Jahr 1418 dürften die Iren den Großteil ihrer Bücher allerdings mitgenommen haben, denn im jetzigen Bestand sind nur Fragmente ihrer liturgischen Handschriften erhalten. Ab 1418 musste der Buchbestand daher neu aufgebaut werden, was nicht zuletzt durch enge Kontakte zur Universität Wien gelang.

Ein erster expliziter Bibliotheksraum wurde um 1450 eingerichtet. Im 18. Jahrhundert machte Platzmangel die Errichtung eines speziellen Bibliothekszubaus erforderlich. Im Zuge des großangelegten Neubaus des Konventgebäudes in den Jahren 1828 bis 1832 entstand schließlich die heutige Bibliothek nach Plänen des Architekten Josef Kornhäusl im klassizistischen Stil.

Die Bibliothek enthält viele seltene und wertvolle Bücher. Ihr Schwerpunkt liegt auf theologischen, geschichtlichen und juristischen Werken, doch zeugt eine große Bandbreite geistes- und naturwissenschaflicher Literatur darüber hinaus von den vielfältigen Interessen der Mönche. Die Sammlung besteht heute aus rund 200.000 Bänden, von denen ca. 120.000 Bände vor 1900 erschienen sind.

Die Handschriftensammlung umfasst knapp 800 Codices, von denen rund 400 mittelalterlich sind. Zu diesem Bestand zählt auch die Fragmentensammlung, in der sich lateinische, deutsche, hebräische und liturgische Fragmente finden. Der mittelalterliche Bestand wird ergänzt durch rund 440 Inkunabeln in rund 380 Einzelbänden.

Zur Stiftsbibliothek gehören auch mehrere nicht direkt bibliothekische Sondersammlungen: Die Musiksammlung verwahrt handgeschriebenes und gedrucktes Notenmaterial, die Numismatische Sammlung Münzen und Medaillen. Des Weiteren gibt es eine Grafiksammlung, die vor allem aus Kupferstichen besteht, und eine Kartensammlung, zu welcher auch die Globen zählen.

Musiksammlung

In der Musiksammlung, dem sogenannten Musikarchiv, befinden sich mehr als 2.500 handgeschriebene kirchenmusikalische Kompositionen (ab Beginn des 18. Jahrhunderts) sowie auch zahlreiche Notendrucke. Die Musikalien stammen zum Teil von ehemaligen an der Schottenkirche tätigen Stiftsorganisten und -kapellmeistern (u.a. Autographe von Johann Joseph Fux, Joseph Eybler, Ignaz Aßmayer) sowie aus den Pfarren St. Ulrich, Stammersdorf, Gaweinstal und Pulkau.

Numismatische Sammlung

Der Bestand an Münzen und Medaillen in der Numismatischen Sammlung beläuft sich inklusive Dubletten auf rund 29.000 Stücke. Schwerpunkte bilden darin die römischen und die griechischen Münzen, zu denen es eigene gedruckte Kataloge gibt. Ergänzt wird die Sammlung durch rund 2.000 Bände numismatischer Fachliteratur.

Information

Benutzung

Die Benutzung der Bibliothek ist für Dritte für wissenschaftliche Zwecke unter bestimmten Bedingungen (siehe Bibliotheksordnung) nach vorheriger schriftlicher Terminvereinbarung möglich.

Der große klassizistische Bibliothekssaal kann im Rahmen der Stiftsführung besichtigt werden.

Downloads (PDF)
Bibliotheksordnung
Benutzungsordnung
Reproduktionsordnung

Benutzungsantrag & Reproduktionsansuchen
(Ausfüllhilfe en)

Sondervereinbarung Musikalien

Besuchsordnung (Auszug)

Kontakt

E-Mail: bibliothek@schottenstift.at

Mag. Dr. Maximilian Alexander Trofaier, MA
Stiftsarchivar & Stiftsbibliothekar (Leitung)

Mag. Larissa Rasinger, MA
Archivarin & Bibliothekarin

P. Augustinus Zeman OSB
Betreuung Numismatische Sammlung

Über die Verwendung Ihrer personenbezogenen Daten informiert Sie die Datenschutzmitteilung des Schottenstifts.

Einblicke in die Ordnung, Bestände und den Alltag der Bibliothek gibt es im Blog schotten.hypotheses.org sowie auf Facebook (archiv.schottenstift).

Allgemeine Literatur

Cölestin Rapf, Die Bibliothek der Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien, in: Translatio Studii. Manuscript and Library Studies honoring Oliver L. Kapsner, O.S.B., hg. von Julian G. Plante (Collegeville/Minnesota 1973) 4–35.
Gerhard Schlass, Wien 82: Bibliothek des Schottenstifts, in: Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich II/2, hg. von der Österreichischen Nationalbibliothek (Hildesheim–Zürich–New York 1995) 218–224.

Für weitere Literaturangaben zur Stiftsbibliothek und ihren Beständen siehe die entsprechenden Abschnitte in der Gesamtbibliographie zum Schottenstift auf der Seite des Stiftsarchivs.

Handschriften und Inkunabeln

Albert Hübl, Catalogus codicum manu scriptorum qui in Bibliotheca Monasterii B.M.V. ad Scotos Vindobonae servantur (Wien–Leipzig 1899).
Albert Hübl, Die Inkunabeln der Bibliothek des Stiftes Schotten in Wien (Wien–Leipzig 1904).
Bei der Benutzung dieser gedruckten Kataloge ist darauf zu achten, dass die Handschriften heute andere Signaturen haben. Es ist immer zunächst die neue Signatur und dann in Klammern die Hübl-Signatur anzugeben.

Die Handschriften des Schottenstifts sind auf Manuscripta.at verzeichnet, die deutschsprachigen Handschriften darüber hinaus im Handschriftencensus.
Die Inkunabeln des Schottenstifts sind im Inkunabelzensus Österreich erfasst.
Eine Liste der hebräischen Fragmente (inkl. Digitalisaten) findet sich auf Hebraica.at.

Musiksammlung

Martin Czernin, Die Musiksammlung der Benediktinerabtei Unsere Liebe Frau zu den Schotten in Wien, in: Ordensnachrichten 50/4 (2011) 79–90.

Ein (unvollständiges) Verzeichnis der Musikalien des Schottenstifts findet sich im Répertoire international des sources musicales (RISM) unter dem Bibliothekssigel A-Ws.

Numismatische Sammlung

Albert Hübl, Die Münzsammlung des Stiftes Schotten in Wien. Bd. 1: Römische Münzen. Bd. 2: Griechische Münzen (Wien–Leipzig 1910, 1920).
Karl Pleyer, Die Medaillensammlung des Wiener Schottenstiftes. Eine Übersicht, in: Wissenschaft im Dienste des Glaubens. Festschrift für Abt Dr. Hermann Peichl O.S.B., hg. von Josef Kisser–Ferdinand Krones–Ulrich Schöndorfer (Wien 1965) 133–152.

Highlights aus der Bibliothek

Saint-Patrick-Offizium

Bei diesem Reimoffizium zu Ehren des irischen Nationalheiligen Patrick handelt es sich um das Fragment eines Antiphonars aus dem 12. Jahrhundert, das von den Mönchen des Schottenklosters in Wien benutzt wurde. Die Notation weist irische Eigenheiten auf: Die Notenzeichen (Neumen) befinden sich bereits auf vier roten Linien, was bei den Benediktinern im deutschsprachigen Raum damals noch unüblich war.

Vita des heiligen Benedikt

Diese Handschrift entstand 1444 für das Benediktinerstift Seitenstetten und enthält einen Bilderzyklus zum Leben des heiligen Benedikt mit hundert Miniaturen. Das Bildprogramm orientiert sich zum Teil am sogenannten Bis-bini-Zyklus aus dem 13. Jahrhundert. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Handschrift für das Schottenstift angekauft.

Ostroger Bibel

Diese erste gedruckte Ausgabe der Bibel in kirchenslawischer Sprache erschien 1581 in Ostroh in der heutigen Ukraine, damals in Polen-Litauen. Die russische Orthodoxie war der Meinung, dass die heiligen Texte nicht dem Medium der Buchdruckerei überlassen werden dürften. Heute existieren weltweit noch ca. 300 Exemplare der Ostroger Bibel.

Rudolfinische Tafeln

Ursprünglich im Auftrag Kaiser Rudolfs II. und basierend auf den Berechnungen Tycho Brahes arbeitete der Astronom Johannes Kepler fast 30 Jahre an der Erstellung der „Tabulae Rudolphinae“, in denen er die Position der Planeten und die Gesetze ihrer Bewegung mit bis dahin unerreichter Genauigkeit bestimmen konnte. Das Werk erschien 1627 im Druck.

Missa Sancti Carolomanni

Der junge Schottenmönch Pater Karlmann Pachschmidt (1700–1734) komponierte diese Messe zu Ehren seines Namenspatrons um 1725. Zahlreiche seiner Kompositionen haben sich im Musikarchiv des Stifts erhalten, einige davon auch autograph.

Salzburger Rübentaler

Diese äußerst seltene Silbermünze wurde 1504 für den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach geprägt. Weltweit sind nur zwölf Exemplare aus Silber bekannt, zehn eigentliche Guldiner (Silbermünze im Wert eines Goldguldens) und zwei Doppelguldiner. Die Bezeichnung „Rübentaler“ leitet sich vom darauf abgebildeten Familienwappen der Keutschacher ab: eine silberne Rübe in schwarzem Feld.

Kontakt

Tel.: +43 1 534 98
Fax: +43 1 534 98 105
E-Mail: schotten@schottenstift.at

Adresse

Schottenstift
Benediktinerabtei
„Unserer Lieben Frau zu den Schotten“
Freyung 6, 1010 Wien

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