
Standkreuz in Boulle-Technik
Das fragil wirkende, durch Klimaeinwirkung zudem verzogene Standkreuz entstand um 1730 in einem mitteleuropäischen Zentrum. Die Christusfigur ist aus Elfenbein geschnitzt. Das Kreuz und sein Sockel sind in der sogenannten Boulle-Technik ausgeführt. Diese Technik ist nach dem französischen Kunsttischler André Charles Boulle benannt. Das Charakteristische an ihr ist eine Art Sandwich-Verfahren. Zwei Furniere aus unterschiedlichen Materialien (in unserem Fall Holz und Metall) werden aufeinandergelegt. Aus diesem „Sandwich“ wird ein Ornament herausgesägt. Die Muster der beiden Furniere werden nun vertauscht. Ein Mal ist das Ornament also in Metall, die neutrale Fläche hingegen in Holz. Beim anderen ist es umgekehrt. Die beiden Werkstücke heißen première partie und contrepartie.
Unser Kreuz variiert die klassische Boulle-Technik insofern, als Palisanderholz mit Messing kombiniert wird. („Klassisch“ wäre Schildpatt anstatt des Holzes.) Der klassischen Boulle-Technik entspricht hingegen das Arbeiten mit première partie und contrepartie: Die Vorderfront des Sockels ist das Positiv zu den schmäleren Seitenwänden. An der Front besteht das Ornament aus Messing, der neutrale Grund hingegen aus Holz. An den Seitenwänden findet man (auf zwei Hälften aufgeteilt) das gleiche Ornament, aber mit vertauschten Materialien.
Das Boulle-Kreuz wurde 2015 von Elisabeth Krebs (Metall) und Richard Addison (Holz) restauriert. Wir entschieden uns für eine vorsichtige Restaurierung, die die gewachsene Patina respektierte. Dies erklärt die Flecken und die unterschiedliche Farbigkeit des Messings. Durch das konservierende Vorgehen blieb die Authentizität des Stücks erhalten.
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