


Die Geschichte des Schottenstifts
Herzog Heinrich II. Jasomirgott machte Wien zur Residenz des Babenberger-Territoriums. Um der neuen Hauptstadt mehr Bedeutung zu geben, berief er 1155 irische Mönche aus dem Schottenkloster St. Jakob in Regensburg nach Wien. Der lateinische Begriff „scoti“ bezeichnete im Mittelalter alle Gälen, vorrangig aber die Bewohner der Insel Irland. Die neue Gründung sollte in erster Linie eine Stätte des Gebetes sein, dann aber auch ein Ort, an dem Pilger und Gäste Aufnahme finden konnten, eine Zufluchtsstätte für Asylsuchende (der Name „Freyung“ – die Freistätte für Verfolgte – erinnert heute noch daran) und ein Zentrum kulturellen Lebens.
In den Jahren bis 1200 entstand außerhalb der damaligen Stadtgrenze ein mächtiger romanischer Kirchenbau, der um einiges größer war als der heutige; der Ostteil der romanischen Kirche reichte um etwa 25 Meter über die Ostwand des heutigen Gotteshauses hinaus. Im Jahr 1200 wurden Kirche und Kloster durch den Passauer Bischof Wolfger von Ellenbrechtskirchen geweiht. Bereits 1276 fiel jedoch ein Großteil dieser mühsam errichteten Anlage einem Brand zum Opfer. Erdbeben in den Jahren 1348 und 1443 ließen abermals Spuren der Zerstörung zurück. In der Mitte des 15. Jahrhunderts entstand somit ein neues Klostergebäude.
Im Jahr 1418 endete die Ära der irischen Mönche, da ihnen im Zuge der Melker Klosterreform aufgrund des immer spärlicher werdenden Nachwuchses an Mönchen nahegelegt wurde, auch Einheimische in ihre Reihen aufzunehmen. Die Iren zogen es aber vor, in ihre Mutterabtei nach Regensburg zurückzukehren. Der Name „Schotten“ blieb jedoch bis heute erhalten.
Die grundlegende Neugestaltung der Schottenabtei fällt in das 17. und 18. Jahrhundert. 1648 wurde der heutige Kirchenbau vollendet, in den folgenden Jahrzehnten hat man auch die Klosteranlage von Grund auf verändert. Entscheidenden Anteil an diesen Bauten hatte Abt Carl Fetzer (1705–1750). Der heutige „Schottenhof“ wurde unter Abt Andreas Wenzel (1807–1831) durch den Architekten Josef Kornhäusel klassizistisch neu gestaltet.
Die intensive Beschäftigung mit der Wissenschaft und die engen Beziehungen zur 1365 gegründeten Wiener Universität führten schon zu Zeiten der irischen Mönche, mehr noch aber in der Zeit danach zu einem Anwachsen des Buchbestands. Zwar haben sich in der Stiftsbibliothek aus der Anfangszeit des Klosters nur Fragmente erhalten, doch nahm die Zahl der mittelalterlichen Handschriften und gedruckten Bücher in den nachfolgenden Jahrhunderten ständig zu. Im Zuge der Neugestaltung des Klosters wurde unter Abt Andreas Wenzel ein neuer Bibliothekssaal errichtet.
1807 kam es auf kaiserlichen Wunsch zur Gründung des Schottengymnasiums, das die alte Schultradition des Hauses auf der Freyung aufgriff und weiterführen sollte. Die angesehene Schule ist zu einem Hauptarbeitsgebiet der Mönche geworden.
Die beiden Weltkriege hat das Schottenstift gebäudemäßig im Großen und Ganzen zwar heil überstanden, für den Konvent selbst brachten sie aber großen Schaden mit sich, seien es die wirtschaftlichen Nöte nach dem Ersten Weltkrieg oder der große personelle Aderlass in den Jahren 1939 bis 1945. Zahlreiche Brüder fielen im Krieg oder kehrten nicht mehr zurück, die Tore des Gymnasiums blieben von 1938 bis 1945 geschlossen.
Das Zweite Vatikanische Konzil brachte auch für die Schottenabtei die Neubesinnung auf die Eigenarten des monastischen Lebens und die Aufgaben mit sich, die eine benediktinische Gemeinschaft in der Welt von heute übernehmen soll und kann.
Für Literaturangaben zur Geschichte des Schottenstifts siehe die Gesamtbibliographie auf der Seite des Stiftsarchivs.
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Schottenstift
Benediktinerabtei
„Unserer Lieben Frau zu den Schotten“
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