
Gedenktafel für Theodora Komnene, Herzogin von Österreich
Theodora, Enkelin des Kaisers Johannes II. und Nichte Kaiser Manuels I., wurde im Jahre 1148 in Konstantinopel Heinrich von Österreich zur Frau gegeben. Ehen mit byzantinischen Prinzessinnen waren unter lateinischen Fürsten dieser Zeit begehrt, denn Byzanz galt als Inbegriff von Wissen, Luxus und Kultur. Oft gingen sie mit politischen Bündnissen einher.
In seiner Hauptstadt Wien stiftete Heinrich 1155 mit ausdrücklicher Billigung Theodoras das Schottenkloster. Beide Stifter wurden in der Klosterkirche begraben. Die Stiftergruft nahm außerdem die gemeinsame Tochter Agnes auf – eine verheiratete Königin von Ungarn, später Herzogin von Kärnten.
Heute liegen die Gebeine dieser drei Personen im steinernen Sarkophag eines Nischengrabes aus dem Jahre 1901. Die damals gesetzte Inschrift erinnert allerdings nur an den Herzog, nicht an die beiden Frauen. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde im Frühjahr 2016 an die linke Seitenwand der Gruft eine Gedenktafel für Herzogin Theodora angebracht. Eine Tafel für die Königin und Herzogin Agnes soll folgen.
Die Anfertigung der Tafel erfolgte mit finanzieller Unterstützung des zypriotischen Kulturvereins. Den in Wien lebenden Zyprioten und Griechen ist die Grabstätte der byzantinischen Prinzessin ein wichtiges Anliegen. Dem Kulturverein – allen voran der tatkräftigen Frau Eleni Patsalides – sei für die Unterstützung herzlich gedankt!
Die neue Tafel besteht aus Rosso di Verona – aus einem roten, marmorähnlichen Kalkstein, der in der Nähe von Verona gebrochen wird. Die rote Farbe zitiert in Reverenz vor der Herkunft der Prinzessin den „kaiserlichen“ Porphyr. Ein solcher Symbolgebrauch von roten Steinen war schon dem Mittelalter geläufig.
Die Inschrift ist lapidar. Sie nennt in Deutsch und Griechisch Theodoras Namen und Titel, aber keine Lebensdaten. Diese Beschränkung orientiert sich an der Inschrift für Herzog Heinrich am historischen Stiftergrab. Die lakonische Kürze ist ja auch dem Rang der hier bestatteten Menschen angemessen. Um trotzdem auch dem Bedürfnis nach Information gerecht zu werden, wurde am Beginn des Ganges zur Stiftergruft eine Plexiglastafel mit Lebensdaten angebracht. In Erinnerung an die Lebensstationen der fürstlichen Personen stehen die Informationen auf der Plexiglastafel in Deutsch, Griechisch und Ungarisch.
Der Festakt am 30. September wurde durch die Anwesenheit des Metropoliten von Austria, Arsenios, sowie des Bischof Porphyrios (Vertreters der zyprischen Kirche in Brüssel) geehrt. Griechenland war durch Frau Botschafterin Chryssoula Aliferi vertreten, Zypern durch Herrn Botschafter Marios Ieronymides. Zahlreiche Zyprioten und Griechen verstärkten die Festgesellschaft. Das gemeinsame Beten und Feiern hinterließ einen starken Eindruck.
Die Gruft des Schottenstifts ist bei der wöchentlichen Stiftsführung zu besichtigen (jeden Samstag, 14:30, Treffpunkt im Klosterladen).
P. Augustinus Zeman
P. S. für Humanisten: Die Ligatur von Omikron und Ypsilon in „Doukissa“ ist eine byzantinische Spezialität. Die gräzisierte Form des lateinischen Wortes hat Vorkommen in zeitgenössischen Quellen. Das gleiche gilt für „Ostrichioi“ (Österreicher). – Die philologische Qualität der Inschrift ist den Doctores Andreas Rhoby, Mihailo Popovic und Johannes Preiser-Kapeller zu verdanken (alle von der Abteilung Byzanzforschung der Akademie der Wissenschaften).
Literatur: Andreas RHOBY, Byzanz und „Österreich“ im 12./ 13. Jahrhundert. Mythos und Realität, in: Knotenpunkt Byzanz. Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen (Miscellanea Mediaevalia, Bd. 36), hrsg. von Andreas Speer und Philipp Steinkrüger, Berlin/ Boston 2012, S. 589-610.
Informationen zu Theodora auch im Blog des Stiftsarchivs.
>> http://schotten.hypotheses.org/1152
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