Die Schottenpfarre feiert 750-Jahr-Jubiläum

Nachdem am 7. August 1258 bei einem großen Stadtbrand die Stephanskirche zerstört worden war, wurden die Pfarrgottesdienste vorübergehend in der Schottenkirche gefeiert. Nach der Wiedererrichtung von St. Stephan wollten die Schotten die mittlerweile liebgewonnenen Pfarrrechte nicht wieder aufgeben. Der damalige Pfarrer von St. Stephan, Magister Gerhard von Siebenbürgen, widersetzte sich jedoch diesem Ansinnen. Darauf soll es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Mönchen des Schottenstiftes und dem Pfarrer von St. Stephan gekommen sein. Laut einer alten Chronik seien die Schottenmönche mit Knüppeln unter ihren Kukullen (Chormantel mit Kapuze) nach St. Stephan gezogen, um den Pfarrer mit Gewalt umzustimmen. Dieselbe Chronik berichtet daraufhin über die Exkommunikation der Schottenmönche durch Erzbischof Ladislaus von Salzburg. Im Jahr 1265 entschieden päpstlich delegierte Richter zugunsten der Schottenmönche und sprachen diesen für ihr Wiener Territorium eingeschränkte pfarrliche Rechte zu, die 1269 – nunmehr ohne Einschränkungen – bestätigt wurden. Über Jahrhunderte gab es in Wien drei Pfarren: St. Stephan, St. Michael und die Schotten. 1646 erließ Fürstbischof Philipp Friedrich Breuner eine feste Pfarreinteilung, die auch den territorialen Umfang der Schottenpfarre festlegte. Das Pfarrgebiet der Schottenpfarre hat sich seit Jahrhunderten nur geringfügig geändert, zuletzt 1975 als die Schottenpfarre nach der Auflösung der Pfarre St. Peter einen Teil deren Pfarrgebiets dazu erhielt. Vier Jubiläums-Jahre – 2015 bis 2019 Für das Jubiläum gibt es also zwei Daten: 1265 und die Erlangung der vollen Pfarrrechte 1269. Der Pfarrgemeinderat beschloss daher, das Jubiläum zum Anlass für einen vierjährigen inhaltlichen Prozess zu machen. Unter verschiedenen Blickwinkeln sollen in den kommenden vier Jahren das Leben der Pfarre analysiert, Aufgaben und Tätigkeiten dokumentiert, hinterfragt und neue Perspektiven entwickelt werden. Die Veranstaltungen und Projekte des vierjährigen Jubiläumsprogramms werden die Grundlage für ein umfassendes Pfarrkonzept bilden, das 2019 als neues Pastoralkonzept der Schottenpfarre vorgestellt werden soll. Motto „Mitten in Wien – Glauben im Zentrum“ „Mitten in Wien – Glauben im Zentrum“, so lautet das Motto der Jubiläumsjahre 2015 bis 2019. In jedem dieser Jahre wird ein Wesenszug von Kirche ins Zentrum unserer Aktivitäten gestellt: „Caritas im Zentrum“ – „Gemeinschaft im Zentrum“ – „Bekenntnis im Zentrum“ – „Liturgie im Zentrum“. Alle Mitglieder der Pfarre und alle Pfarrgruppen sind herzlich eingeladen sich an diesem Prozess zu beteiligen. Der Pfarrgemeinderat und eine eigene „Steuerungsgruppe Pfarrjubiläum 750“ sind für die Planung und Durchführung der Veranstaltungen und Projekte verantwortlich. Zweimal im Jahr wird es im Rahmen des Pfarrforums für alle Interessenten die Möglichkeit geben, sich über die Projekte zu informieren, neue Ideen einzubringen und Aktivitäten der einzelnen Gruppen zu koordinieren. Eine Vortragsreihe „Rückblicke – Einblicke – Ausblicke“ wird Aktivitäten der Pfarre zum jeweiligen Jahresthema – unter den Gesichtspunkten: Was hat es in der Geschichte gegeben, wie sieht es heute aus, wohin soll es gehen? – betrachten. Der große Festgottesdienst im September 2015, eine Wallfahrt und ein Stadtkreuzweg werden spirituelle Höhepunkte des ersten Jahres sein. Ganz bewusst haben die Mitglieder des Pfarrgemeinderates beschlossen das Pfarrjubiläum als aktiven Prozess zu gestalten, der in den kommenden Jahren wachsen und sich weiter entwickeln wird. Das Ziel ist es am Ende der vier Jahre nicht nur ein schriftliches Dokument vorlegen zu können, sondern als aktive Glaubensgemeinschaft „Mitten in Wien“ gestärkt und freudig in die nächsten 750 Jahre aufzubrechen.

Historische Hintergründe zur Entstehung der Schottenpfarre

In seinem Blog liefert der Archivar des Schottenstiftes, Mag. Maximilian Alexander Trofaier MA, historische Hintergrundinformationen zum Jubiläum der Schottenpfarre:

750 Jahre Schottenpfarre (I): Ein Schiedsspruch
750 Jahre Schottenpfarre (II): Eine Vorgeschichte der Fälschungen
750 Jahre Schottenpfarre (III): Handschriften aus der Zeit des Pfarrstreits

750-Jahr-Jubiläum: Das Fest

Mit einem Festgottesdienst am 13. September 2015 um 10.15 Uhr – ein ganz bewusst gewählter Zeitpunkt zwischen den üblichen Pfarrmessen um 9.30 Uhr und 11.00 Uhr – startete der Auftakt zum Pfarrfest anlässlich des Jubiläums 750 Jahre Schottenpfarre. Der Gottesdienst sollte gezielt mit unterschiedlichen Elementen der Gestaltung (insbesondere durch die Liedauswahl und das weite Spektrum der Kirchenmusik von gregorianischem Choral, dem Chorgesang sowie einer Band) die Vielfalt der großen Pfarrgemeinde aufzeigen. Als besonderes Zeichen erfolgte der Einzug über die Freyung und das Südportal in die Kirche. Aber nicht nur die Pfarrgemeinde, auch die Caritas stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, und vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise in Europa kam die Sammlung zur Gabenbereitung zur Gänze dem Flüchtlingsprojekt der Schottenpfarre zugute. Um die Vielfalt der Pfarre auch fotografisch festzuhalten, wurde nach dem Auszug das aus einem Fenster des Museums aufgenommene Gruppenfoto vor dem Hauptportal der Kirche erneuert. Anschließend ging es zum Pfarrbrunch in den Schulhof, wo man sich nicht nur bei Kaffee und Kuchen sondern auch bei Eiernockerl, Chili oder Würstel für die „Schottiade“ stärken konnte. Dieses Stationenspiel für Jung und Alt wurde von unterschiedlichen Gruppen der Pfarrgemeinde (Senioren, Pfadfinder und Pfadfinderinnen, Ministranten und Ministrantinnen, Kirchenmusik sowie Firmvorbereitung) gestaltet. Bei den einzelnen Stationen war nicht nur Wissen sondern auch Kreativität gefordert. Außerdem konnten versteckte Winkel in und um die Schottenhöfe im Rahmen eines Rätsels entdeckt werden, dessen Lösung auch einen Akteur rund um die Pfarrgründung vor 750 Jahren ins Licht rückte (siehe dazu die aktuelle Ausgabe des Pfarrblattes Nr. 52 Seite 6). Die drei erfolgreichsten Gruppen durften im Rahmen der Siegerehrung ihre Preise ziehen – eigens angebotene Spezialführungen durch das Stiftsarchiv, die Kirche und die Paramentenkammer sowie das Mausoleum und die Krypta. Doch nicht nur das Spiel stand im Vordergrund. Zum Auftakt des ersten Jahresthemas „Caritas im Zentrum“ gab es Informationen rund um die Pfarrcaritas und insbesondere die Möglichkeit, das Flüchtlingsprojekt der Schottenpfarre durch die Bereitschaft zur Mitarbeit zu unterstützen. Zum Abschluss des Pfarrfestes versammelte sich die Gemeinde zu einer Dankandacht im Konventgarten, in der Abt Johannes nochmals die große Vielfalt der Pfarre in den Mittelpunkt stellte. Die Schottenpfarre bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten für diesen gelungenen Auftakt zum Pfarrjubiläum!

Kontakt

Tel.: +43 1 534 98 200 E-Mail: schottenpfarre@schottenstift.at

Adresse

Pfarr- und Abteikirche „Unserer Lieben Frau zu den Schotten“ Freyung 6, 1010 Wien

Schottenstift